Impuls 1: Wer glaubt, ist nie allein.

Beginn mit einem Gebet: (Gotteslob 6.1)

Herr, unser Gott,
noch bevor wir dich suchen bist du bei uns.
Bevor wir deinen Namen kennen, bist du schon unser Gott.
Öffne unser Herz für das Geheimnis, in das wir aufgenommen sind:
Dass du uns zuerst geliebt hast und dass wir glücklich sein dürfen mit dir.
Nicht weil wir gut sind, dürfen wir uns dir nähern, sondern weil du Gott bist.

Bibelstellen
Die Auferweckung des Lazarus, Joh 11,17-27

 Als Jesus ankam, fand er Lazarus schon vier Tage im Grab liegen. Betanien war nahe bei Jerusalem, etwa fünfzehn Stadien entfernt. Viele Juden waren zu Marta und Maria gekommen, um sie wegen ihres Bruders zu trösten. Als Marta hörte, dass Jesus komme, ging sie ihm entgegen, Maria aber blieb im Haus sitzen. Marta sagte zu Jesus: Herr, wärst du hier gewesen, dann wäre mein Bruder nicht gestorben. Aber auch jetzt weiß ich: Alles, worum du Gott bittest, wird Gott dir geben. Jesus sagte zu ihr: Dein Bruder wird auferstehen. Marta sagte zu ihm: Ich weiß, dass er auferstehen wird bei der Auferstehung am Jüngsten Tag. Jesus sagte zu ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben. Glaubst du das? Marta sagte zu ihm: Ja, Herr, ich glaube, dass du der Christus bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll.

Die Gütergemeinschaft der Urgemeinde, Apg 4,32-37

Die Menge derer, die gläubig geworden waren, war ein Herz und eine Seele. Keiner nannte etwas von dem, was er hatte, sein Eigentum, sondern sie hatten alles gemeinsam. Mit großer Kraft legten die Apostel Zeugnis ab von der Auferstehung Jesu des Herrn, und reiche Gnade ruhte auf ihnen allen. Es gab auch keinen unter ihnen, der Not litt. Denn alle, die Grundstücke oder Häuser besaßen, verkauften ihren Besitz, brachten den Erlös und legten ihn den Aposteln zu Füßen. Jedem wurde davon soviel zugeteilt, wie er nötig hatte. Auch Josef, ein Levit, gebürtig aus Zypern, der von den Aposteln Barnabas, das heißt übersetzt: Sohn des Trostes, genannt wurde, verkaufte einen Acker, der ihm gehörte, brachte das Geld und legte es den Aposteln zu Füßen.

 

„Wer glaubt, ist nie allein.“ – Eine Betrachtung des Liedes

Zum Besuch von Papst Benedikt XVI. im Jahr 2006 bereitete das Bistum Regensburg sich entsprechend angemessen vor. Eines der bleibenden Kreationen ist das eingängige Lied „Wer glaubt, ist nie allein“. Hr. Hagen Horoba vom Seelsorgeamt erstellte den Text, Dr. Christian Dostal, Diözesanmusikdirektor, ist die Melodie zu verdanken.

Eine der wichtigen Fragen im Leben ist, wie wir Dinge und Menschen wahrnehmen. Davon hängt auch ab, wie wir auf andere reagieren. Und was und wer begleitet uns auf unserem Weg des Lebens und des Glaubens und hilft uns, nicht blind durch die Welt zu gehen, sondern mit Durchblick und Einsicht? Es bleiben nicht nur Fragen. Es gibt auch stabile Antworten, die uns helfen, unserem Lebensauftrag gerecht zu werden. Wir sind dazu gehalten, die von Gott gegebenen Anlagen und Begabungen zu entfalten und sie einzusetzen, nicht nur für uns selber, sondern auch für andere. Als gläubige Menschen blicken wir weiter und sagen, wir tun es für die Kirche, für das Reich Gottes.

Der Apostel Paulus deutet dies im 12. Kapitel des Römerbriefes noch weiter: Das Leben des Christen soll eine lebendige Opfergabe für Gott sein, ein Dienst, der alle Schichten der menschlichen Person und alle Bereiche des Lebens mit einbezieht. Der Christ lebt nicht nur als Individuum, er steht in der Gemeinde, er lebt in der Kirche, ja er bildet die Kirche. Unsere Aufgabe bleibt, einander zu helfen, immer richtig zu sehen und zu glauben. Bei diesem Prozess sind wir keineswegs allein.

Die Wörter Glaube, glauben, Gläubige kommen in der Bibel sehr oft vor. Das Wort glauben hat viele Gesichtspunkte. Es geht um die Frage der Beziehung, wie ich zu etwas und jemand stehe. Es betrifft zum einen Inhalte, die ich glaube. Und es meint lebendige Subjekte, zu denen ich eine vertrauensvolle Beziehung pflege, zu Menschen und zu Gott.

Dem Glauben wird in der Regel das Wissen entgegengestellt. Aber man kann es prinzipiell nicht gegeneinander ausspielen; denn es bestehen durchaus Zusammenhänge. Auch der Gläubige muss geschichtliche Hintergründe wissen, Zusammenhänge und Umstände kennen. Wer viel Wissen hat, muss den Forschenden und Wissenschaftlern glauben und vertrauen. Inhalte des Wissens verändern sich und vermehren sich ständig, genauso kann Glauben und Vertrauen wachsen und sich steigern.

Vom Besuch von Papst Benedikt XVI. bleibt das Lied gleichsam wie ein Leitwort „Wer glaubt, ist nie allein! Du Herr, wirst mit uns sein, mit deiner Kraft, die Leben schafft. Wer glaubt ist nie allein.“

Was sagt dieses Lied alles aus? – Der Kehrvers beginnt mit dieser Behauptung, dass der gläubige Mensch nie allein ist. „Wer glaubt, ist nie allein!“ Es könnte sich gleich zu Beginn ein Zweifel auftun. Denn Menschen können allein und einsam sein, auch Christen. Aber die Begründung für das nie allein sein basiert auf dem Wissen, dass Gott immer zuerst handelt und gegenwärtig ist: „Du, Herr, wirst mit uns sein.“ Ergänzt mit der Feststellung „mit deiner Kraft, die Leben schafft.“ Gott hat die Welt erschaffen durch das Wort, durch den Logos. „Alles ist durch das Wort geworden und ohne es wurde nichts, was geworden ist.“ Joh 1,3. Und Jesus, das Fleisch gewordene Wort, zeichnet sich am Ende seines irdischen Lebens dadurch aus, dass er das Leben neu schafft. Betrachten wir dazu die Stelle aus dem Johannesevangelium, Joh 11,17-27, die Auferweckung des Lazarus (s.o.) – Jesus erweist sich beispielhaft bereits bei seinen Freunden mit seiner Leben schaffenden Kraft.

Diese Feststellung des nie Alleinseins aufgrund des Glaubens wird in den fünf Strophen an dem festgemacht, wozu Jesus Christus einlädt, was er alles für diejenigen bewirkt, die an den Sohn Gottes glauben, was er alles in der Macht seiner Liebe ermöglicht. Der Glaube an Christus verbindet die Menschen mit ihm und untereinander.

„Du bist Jesus, der Sohn Gottes, allen Menschen bist du nah.“ An Weihnachten feiern wir die Tatsache, dass Gott der Welt und den Menschen so nahegekommen ist, näher als wir es uns hätten vorstellen können. Gott ist ganz Mensch geworden und damit als Bruder aller Menschen allen nah. Das gilt für seine Zeitgenossen und das gilt für alle Zeit. Diese enge menschliche Beziehung vertieft der Textschreiber hin zur Freundschaft. „Zur Freundschaft lädst du uns ein.“ Bruderschaft und Freundschaft bereichern das Leben zum „Leben in Fülle“. Das wollte Gott vor 2000 Jahren, das will er für immer und ewig sein.

Du rufst Petrus, deinen Jünger, einen Felsen, der uns trägt.“ Bei drei Evangelisten erfolgt die erste Berufung der Jünger zu Menschenfischern jeweils im Zweierpack. In der Berufungsszene bei Lukas bezeichnet sich Simon Petrus selber als sündigen Menschen. Doch der Evangelist Johannes berichtet von der Auszeichnung des Simon. Jesus macht ihn zum Petrus, zum Felsen.

„Als Fischer, als Menschenhirt führe zusammen, was sich verirrt.“ Jesus baut seine Kirche auf unvollkommene Menschen auf, allen voran Petrus, der Fels. Der selber unvollkommen ist, soll Verständnis haben für Menschen, die sich verirren. Nach der Auferstehung Jesu sollen sie die Menschen in die Gemeinschaft der Kirche berufen, Petrus, der Fels, „in Zeit und Ewigkeit.“ Der Erste der Apostel darf seine besondere Stellung weitergeben, bis die Kirche einmal vollendet ist in Ewigkeit.

„Du willst Menschen, die dir folgen auf dem Weg, der Liebe heißt.“ Jesus hat immer wieder Menschen berufen. Es waren beispielhaft Menschen in besonderen Lebenssituationen, die nicht besonders angesehen waren oder nicht zur normalen Gesellschaft gehörten. Sie verstanden oft besser und leichter, was seine Anliegen waren, wozu er sie rief. So haben sie in der Regel entsprechend konsequent reagiert. Allen Menschen, die ihm zu allen Zeiten nachfolgen, gibt Jesus seine göttliche Liebe als Geschenk und als Auftrag für das gemeinschaftliche Leben mit. Würden alle Menschen die Liebe und den Frieden im Sinn des Menschgewordenen Gottes annehmen und in die Tat umsetzen, würden damit im Prinzip alle Probleme zu lösen sein. Das freilich klingt in unserer verwirrten Zeit wie eine Utopie.

Darum singt das Lied weiter: „Bleib bei uns mit deinem Geist, Zukunft und Hoffnung er uns verheißt.“ Was geschieht, wenn der christliche Geist allmählich immer mehr verschwindet aus Familien und Gemeinschaften, aus Gesellschaft und Staat? Sicher gibt es Menschen, die ohne religiös zu sein, gute Humanisten sind und damit dem Ideal Jesu nahekommen. Aber damit wird das Bewusstsein über den Menschgewordenen Gott außer Acht gelassen. Der Mensch bleibt dadurch begrenzt auf den irdischen Weg. Der Geist Gottes wirkt in unserer Lebenszeit, aber er wirkt auch weiter bis in Ewigkeit. 

„Du bist Hoffnung allen Menschen auf den Straßen dieser Welt.“ Bereits im Alten Testament schildern Propheten, allen voran Jesaja, eine Sehnsucht, die das Volk beflügelt und umtreibt. Von Gott her wird die Sehnsucht erfüllt werden, dass die Welt ganz anders wird. Dafür wird Gott ein Zeichen der Hoffnung in die Welt bringen. Das Kind ist z. Z. des Propheten Jesaja ein Zeichen der Hoffnung für das in Finsternis stehende Volk Israel. Ein Kind wird diese Hoffnung verkörpern: „Denn ein Kind wurde uns geboren, ein Sohn wurde uns geschenkt.“ In der Heiligen Nacht vor der Krippe mit dem kleinen Kind konnten wir uns das gut vorstellen. Aber ein kleines Kind, ein Baby, soll wirklich so vieles verändern?

„Gib Frieden und Einigkeit! Schenk uns die Wahrheit, die befreit!“ Das Kind in der Krippe, der Menschgewordene Gott, verkörpert diese Hoffnung auf Verbesserung auf einmalige Weise. Aber er hat damals die Welt nicht in ein Paradies zurückverwandelt. Jedoch hat er uns durch sein ideales Verhalten modellhaft gezeigt, wie menschliches Leben gelingen kann. Immer wieder hat er Menschen in seine Nachfolge gerufen mit dem Auftrag, sein Lebensmodell nachzuahmen. Er hat die Menschen ernst genommen, hat sie durch Zeichen und Wunder zum Nachdenken gebracht. Wir können gestärkt werden durch ehrliche Gesprächspartner, die gut zuhören und mit passenden Fragen das eigene Nachdenken und Nachspüren anregen. Das persönliche und gemeinschaftliche Beten kann Orientierung geben und den Sinn für die göttliche Wahrheit öffnen.  

Ignatius von Loyola, Gründer der Jesuiten SJ, nennt dieses Nachspüren die Gabe der rechten Unterscheidung. Was auf Dauer innerlich froher, zufriedener und freier macht, kommt in der Regel vom Geist Gottes; was über die eigenen Kräfte geht, was ständig überfordert und überlastet, ist im Allgemeinen und in der Regel nicht vom Geist Gottes – so ist die Grundhaltung des heiligen Ignatius.

Frieden und Einigkeit sind etwas Kostbares und Zerbrechliches, im Kleinen wie im Großen. Letztlich kann nur Gott den Frieden garantieren durch Menschen, die sich zu seiner Wahrheit bekennen und seine Barmherzigkeit im Leben verwirklichen.

„Du bist Christus, Tür zum Leben, du gibst alles, du nimmst nichts.“ Der Mensch sehnt sich im Leben nach vielen Dingen, nach immer mehr. Das Verhalten ist stark geprägt vom Haben und lässt nicht gerne etwas los. Dabei ist wichtiger, wie der Mensch ist. Was das rechte Sein des Menschen ausmacht, kommt letztlich von Gott selber. Gottes Sein besteht in der Liebe.

„Die Liebe ist deine Macht. Bleib, Herr, bei uns bei Tag und bei Nacht – in Zeit und Ewigkeit.“

Wie eng Mensch und Gott zusammengehören, hat Jesus gezeigt. Die Schöpfungsmacht Gottes wird zur Erlösungsmacht, sie heilt Menschen, sie beseitigt die Angst vor dem Tod. Jesus ist die Tür zum wahren Leben bereits in der Welt. Und er öffnet die Tür zum ewigen Leben. Das alles verbindet die Vernunft und Logik Gottes. Der tiefe Grund dafür ist die Liebe Gottes, seine Macht – als Gottes Langzeitstrategie – dem Menschen anvertraut als Gabe und Aufgabe – für Zeit und Ewigkeit. 

In den fünf Strophen des Liedes drückt sich eine Dynamik, eine lebendige Kraft Gottes aus, die mit dem Menschen auf seinem Lebensweg mitgeht und ihn begleitet in dieser Zeit bis hinein in die Ewigkeit. Und sollte sich ein Gläubiger auch einmal einsam und verlassen fühlen, so darf er sich doch sicher sein, der Herr ist bei ihm „bei Tag und bei Nacht“. Denn „wer glaubt, ist nie allein.“

Abschluss mit einem Gebet (von Augustinus, 354 - 430)

Groß bist du, Herr, und über alles Lob erhaben. Und da will der Mensch dich preisen, dieser winzige Teil deiner Schöpfung. Du selbst regst ihn dazu an; denn du hast uns zu dir hin geschaffen, und unruhig ist unser Herz, bis es ruht in dir.

Sag mir in der Fülle deiner Erbarmung, mein Herr und mein Gott, was du mir bist. Sag zu meiner Seele: Dein Heil bin ich. Sag es so, dass ich es höre!

 

 

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